Mit einem Lächeln durch schwere Zeiten – Interview mit Simone

Diagnose Brustkrebs als Mutter von zwei Kindern

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Simone freut sich auf ein Musical, bei dem ihre Tochter mitwirkt, als sie im Juli 2023 erfährt, dass sie Brustkrebs hat. "Ich dachte, eine dunkle Wolke würde mich von nun an begleiten. Doch es kam anders. Ich habe die Aufführungen genossen, gelacht, war glücklich und unbeschwert. Sie merkt: Das Leben bleibt schön. Mit diesem Gefühl stellt sich die 52-Jährige bis heute beherzt der Krankheit entgegen.

Simone, die Krankheit ist deiner Familie leider nicht fremd. Deine Mutter verstarb bereits 1990 an Brustkrebs, deine Schwester erhielt die Diagnose vor rund drei Jahren. Wie geht deine Familie mit deiner Erkrankung um, insbesondere deine Kinder, die 9 und 12 Jahre alt sind?

Da es mir bisher während des halben Jahres mit Chemotherapie recht gut ging, hat meine Erkrankung auf unseren Alltag gar nicht so große Auswirkungen gehabt, weil ich im Grunde alles Zuhause machen konnte, wie bisher. Meine Bewegung, meine Termine, Ausruhen habe ich meist am Vormittag gemacht, sodass ich am Nachmittag für die Kinder da sein konnte. Aber natürlich haben wir viel darüber gesprochen und sind sehr offen mit der Krankheit umgegangen, d.h. wir haben das auch in unserem Umfeld und auch in der Schule erzählt, damit alle Bescheid wissen und die Kinder auch auffangen können, wenn es vielleicht mal an anderer Stelle „ausbricht“ als zuhause.

Außerdem war es uns wichtig, dass auch andere Kinder nicht davor erschrecken, wenn unsere Kinder davon erzählen (das haben sie auch gemacht…ihren Freunden/Freudinnen davon erzählt). Als meine Mutter Krebs hatte, wurde zuhause darüber nicht gesprochen, jeder hat für sich alleine gelitten, hatte Angst und hat es mit sich selbst ausgemacht. Das wollte ich nicht. Natürlich weiß man nie, was in den Köpfen der Kinder vor sich geht und wir schauen schon sehr genau hin, was sich wie regt.

Mein Mann und ich besprechen auch nichts hinter verschlossenen Türen, das geschieht nicht zwangsläufig im Beisein der Kinder, aber wenn sie da sind, wechseln wir nicht das Thema und so ergibt sich für sie immer Gelegenheit, etwas zu fragen, ohne dass sie von sich aus das Thema anfangen müssen.

Unsere Tochter Paula spricht oft vor dem Einschlafen mit mir über ihre Ängste und Sorgen: Bekomme ich das auch? Ich möchte keinen Krebs bekommen… etc. Das hört sich blöd an, aber sowohl für mich, als auch für unsere ganze Familie war die Erkrankung meiner Schwester vor drei Jahren eine Hilfe, wie wir nun damit umgegangen sind. Auch sie war von Anfang an sehr offen. Außerdem hat sie die Behandlung sehr gut vertragen und so hatten wir nicht einen so großen Schrecken vor dem, was auf mich zukommt und vor allem die Kinder hatten einfach schon einmal erlebt, dass ihre Tante Krebs hatte, aber es ihr nun gut geht. Das war für uns alle ein tolles Vorbild.

Was bedeutet für dich Schminken während der Therapie? Wie hast du den Verlust von Haaren, Augenbrauen und Wimpern empfunden?

Ich hatte meine erste Chemo am 1. August. Am 2. August sind wir wie geplant in unseren Südtirol Wanderurlaub gefahren, das war wunderschön. Auf der Rückfahrt haben wir einen Stopp bei meinem Vater und seiner Frau gemacht. Am nächsten Tag beim Frühstück (2 Wochen und 1 Tag nach der 1. Chemo) wunderte ich mich, warum ständig irgendwo ein Haar herumlag, bis ich kapiert habe, dass der Haarverlust jetzt losgeht. Kurz habe ich mich darüber erschrocken, aber dann dachte ich nur, was für ein Glück ich hatte, dass es nicht im Urlaub losging.

Es gab an diesem Tag noch sehr lustige Momente, weil ständig irgendwer ein Haar von mir irgendwo hängen hatte. Zum Abschied kurbelten wir die Fenster herunter und winkten noch lange meinem Vater und Tina bis ein paar meiner Haare durchs Auto flatterten. Darüber muss ich heute noch lachen. Ich sagte, macht schnell alle die Fenster hoch, sonst ist meine linke Kopfseite gleich kahl. Das war wirklich lustig. Wir hatten von Anfang an mit den Kindern darüber gesprochen, dass ich die Haare verlieren werde und ich habe auch von Anfang an gesagt, wenn das losgeht, dann dürft ihr (die Kinder) sie mir mit Papas Haarrasierer abrasieren.

Gesagt, getan: Als wir an dem Abend Zuhause ankamen, rasierten mir die Kinder die Haare ab. Ich fand es komisch wie sie herunterfielen, aber ich war nicht erschreckt von meinem Anblick, im Gegenteil. Ich habe mein Gesicht ganz anderes wahrgenommen, ich fand das tatsächlich sehr interessant, wie klar und pur plötzlich alles aussah.

Ich hatte mal eine Kollegin, die hat sich einfach mal so eine Glatze rasiert und das sah toll aus und ich dachte immer, das würde ich auch gern mal machen. Macht man natürlich nicht. Aber jetzt war es die Gelegenheit. Wir haben ein sehr lustiges Bild gleich danach geschossen, auf dem mein Mann und ich zu sehen sind. Das haben wir auch an unsere Familie und unsere engsten Freunde geschickt und es hat für viele Lacher gesorgt: wir beide mit Glatze.

Simone mit ihrem Mann

Mein Sohn fand allerdings, dass es sehr komisch aussieht und wollte dann auch nicht mehr so recht hinsehen. Meine Tochter dagegen hat mich von Tag 1 bekniet, ich soll so vor die Tür gehen. Ich habe meinem Sohn zuliebe Zuhause am Anfang eine Mütze oder ein Tuch getragen bis er sich dran gewöhnt hatte.

Wenn ich rausgegangen bin, hatte ich immer ein Tuch oder eine Mütze auf. Es hat mich nicht so sehr gestört, dass die Haare weg waren, ich weiß auch nicht warum, es war auch im Vorfeld nichts, wovor ich Angst hatte. Ich hatte mir eher Sorgen um die Wimpern gemacht, weil ich finde, das verändert ein Gesicht am allermeisten. Die Augenbrauen kann man ja ohne Probleme nachschminken, bei den Wimpern ist das schon schwieriger. Ich hatte aber ein tolles Video (noch vor dem Seminar) auf der DKMS LIFE Website gesehen, in dem auch so toll die nicht vorhandenen Wimpern mit kleinen Pünktchen und Lidstrich geschminkt wurden, dass ich dachte, ach kuck, darüber musst du dir also auch nicht richtig Sorgen machen. Und so war es dann auch. Bei mir fielen zudem recht spät erst die unteren Wimpern aus und dann auch die oberen, da waren die unteren schon wieder ein bisschen da. Drei Wochen nach der Chemo kamen auch schon wieder die oberen Wimpern. Die wimpernlose Zeit hielt sich in Grenzen und ich konnte sie wie gesagt, echt gut „antäuschen“.  Ich habe mich vorher ganz wenig geschminkt, nur ein bisschen Wimperntusche: fertig. Jetzt schminke ich mich tatsächlich ein wenig mehr, einfach weil ich frisch aussehen will und nicht krank. Nicht dass ich meine Krankheit wegschminken will, vielleicht ist es mehr dieses Gefühl sich selbst was Gutes zu tun, sich Zeit für sich selbst zu nehmen (um die Haare muss ich mich ja nicht kümmern 😉).

 Deine Schwester hatte vor einigen Jahren dieselbe Krebserkrankung und hat dir das look good feel better Kosmetikseminar empfohlen. Was hat sie dir dazu erzählt?

Meine Schwester hat mir erzählt, dass es diese Seminare überhaupt gibt und mir empfohlen, an diesem kostenlosen Angebot teilzunehmen. Sie hat im Herbst 2020 online teilgenommen, das war im 2. Lockdown. Ihr hatte es wirklich Spaß gemacht. Eine Freundin hat mir dann ebenfalls davon berichtet, auch dass man eine ganze Palette an Kosmetik zugesendet bekommt und ich solle mich doch mal anmelden.

Wie hat dir unser look good feel better Kosmetikseminar gefallen?

Das look good feel better Programm ist toll, weil man in den Seminaren mit Gleichgesinnten zusammenkommt, die genau wissen, wie es einem geht. Oder man sich auch manchmal gegenseitig Mut machen kann, gerade was den Haarverlust angeht. Noch immer bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an mein Seminar denke, in dem eine Frau wirklich große Sorge vor dem Haarverlust hatte und wir alle ihr gesagt haben, schau uns an und alle unsere Kopfbedeckungen abgenommen haben. Wir haben uns alle angestrahlt und einander gesagt, wie toll wir aussehen und ich hoffe, das konnte diese Frau mitnehmen. Also neben den tollen Schminktipps, den tollen Produkten, sind das Momente, die man nicht vergisst. Frauen zu sehen, die das Gleiche durchmachen müssen und die da sitzen und wie Kinder Spaß an ihren Schminktöpfchen haben und für einen Moment vergessen können, aus welchem Grund man hier zusammen ist. Ich erinnere mich auch noch gut daran, dass ich mich Tage vorher soooooo auf den Termin gefreut habe, weil es mal kein Arzt- oder Chemo-Termin war, sondern so ein schöner Termin, in dem die Krankheit irgendwie zweitrangig war, obwohl sie uns allen natürlich ins Gesicht geschrieben war.

Was möchtest du anderen Krebspatientinnen mit auf dem Weg geben?

„Was mir wirklich wichtig wäre zu sagen und auch anderen mitzugeben ist, dass ich die Befürchtung hatte, von nun an wird die dunkle „du hast Krebs Wolke“ über mir schweben, nichts wird mehr unbeschwert sein können, nichts würde sich mehr leicht anfühlen und dann mein Erlebnis während der Musical Aufführung meiner Tochter (die erste war vor meiner Diagnose, die zweite und dritte Aufführung nach meiner Diagnose): Freude, Glück, Unbeschwertheit, Ausgelassensein, Leichtigkeit bleibt genau das: Freude, Glück, Unbeschwertheit…..Diese Momente sind nach wie vor, wie sie waren, ich hab das so gespürt in diesem Moment und das war mir damals eine sooooo große Beruhigung, so ein Mutmacher, so eine Zuversicht. Ich wusste, auch wenn es andere Momente geben wird, die guten sind genauso da und es gibt keine Wolke und keinen grauen Schleier, der sich über alles legt. Und nun, gut 8 Monate später, ist das immer noch so.“

Simone Überlebenskünstlerin

 

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